Dienstag, 6. April 2010

Stadt, Land, Fluss...

Welches Land könnte hier gemeint sein?
Instabile, korrupte Regierung. Politisch einflussreiche, gewaltbereite Familienclans verwickelt in internationale Kriminalitäten. Drogenhandel. Auftragsmorde. Religiöse Extremisten im Herzen des Landes. Marode Infrastruktur. Ruinen in der Hauptstadt. Zur Zeit Aufenthaltsort hunderter Deutscher. Und ehemals Teil eines europäischen Weltreiches.

Wer jetzt Afghanistan vermutet hat, liegt um etwa 3000 Km daneben. Die Rede ist von Italien.
Gehen wir doch die Punkte einmal durch.
Italien hatte in den knapp 64 Jahren seit der Einführung der Italienischen Republik 60 verschiedene Regierungen, die durchschnittliche Lebensdauer dieser Regierungen kann man sich also ausrechnen. Von den Verbindungen zwischen Regierung und Mafia wollen wir hier nicht sprechen.

Die Mafia - wie auch die Taliban - finanziert sich gern einmal durch Drogenhandel und Mafiamorde in deutschen Pizzerien decken gleich zwei Punkte auf der Liste ab.

Der Vatikan als eigener Staat voller religiöser Extreme spricht für sich selbst. Jedenfalls solange es nicht um Missbrauchsvorwürfe geht, dann spricht man dort lieber nicht, oder sagt das falsche.

Man erinnere sich einmal zurück an den Streik der Müllabfuhr im Reich jenseits der Alpen oder bedenke die Tatsache, das beispielsweise in Palermo noch Ruinen aus den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges vorhanden sind. Oder der Turm von Pisa, eben der, der so furchtbar schief steht.

Weltkriegsruinen sind es zwar weder in Kabul noch Rom, aber was in Kabul eine zerbombte Botschaft ist, ist in Rom eine Ruine die schon seit Jahrhunderten nicht wieder aufgebaut wurde. Das Kolosseum.

Afghanistan hat die Bundeswehr, Italien hat deutsche Urlauber. Keine weiteren Fragen euer Ehren.

Britisches Empire in Afghanistan gegen das römische Reich in Italien.

Die Ähnlichkeiten sind frappierend, trotzdem ist in Afghanistan Krieg - oder besser kein Krieg aber ein Kampfeinsatz den man Krieg nennen könnte wenn man wollte es aber nicht tun sollte weil es ja kein Krieg ist - und in Italien nicht.
Angenommen es hätte die ganzen Konflikte seit dem Opiumkrieg zwischen Russland und England in Afghanistan nicht gegeben - also kein Einmarsch der Russen, keine Gründung der al-Qaida durch die Amerikaner, keinen Angriff der Amerikaner nach dem 11. September - ob es den Menschen in Afghanistan dann wirklich soviel schlechter ginge als den Menschen in Italien?

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