Donnerstag, 8. April 2010

Ehre wem Ehre gebührt

 No hero-worshipper can possess anything within himself. That man is no man who stands in awe of his fellow-man.
Schrieb Edgar Allan Poe in seinen "Marginalia" und ich muss ihm recht geben. Nicht nur weil ich Poe bewundere.
Und noch ein Zitat, diesmal aus der Bibel: "Man nennt mich Legion denn wir sind viele." Viele sind es auch, die für den Gründer der "Legionäre Christi" Marcial Maciel Degollado die Seligsprechung fordern. Oder besser waren, denn seit das Bild des vermeintlich heiligen Spendensammlers der katholischen Kirche nun auch außerhalb der eingeweihten Kreise zu bröckeln beginnt und sich immer mehr herausstellt, dass der erzkonservative Zölibatbefürworter vielleicht eher ein Morphium süchtiger Kinderschänder mit diversen Familien in aller Welt ist, ist die Zahl seiner Unterstützer ein klein wenig gesunken. Natürlich, es sind Familien in Ländern der Dritten Welt wie Mexiko, Spanien oder der Schweiz, Ländern also in denen sowieso Chaos herrscht. Und sicher, es waren nur mindestens 20 Kinder in zwei Dekaden, aber trotzdem, beliebt ist er nicht mehr. Das muss ihn aber nicht stören, schließlich ist er seit zwei Jahren tot. Wichtige Voraussetzung übrigens für die Seligsprechung, trotzdem bezweifle ich, dass es noch dazu kommen wird.
Ebenfalls tot ist Ex-Papst Johannes Paul II. auch ihm kann also egal sein, dass er Herrn Degollado unterstützt und ihn als "vorbildlichen Priester" bezeichnet hat.
Deutlich weniger tot hingegen ist der gern kritisierte Papst dieser Tage, Benedikt XVI. und kritisiert wird er auch weiterhin, diesmal vom Stern der dem heiligen Vater vorwirft die Untersuchungen gegen den nicht ganz so heiligen Vater eingestellt zu haben. Vatikansprecher Federico Lombardi dazu: "Es ist paradox und für informierte Personen lächerlich, Kardinal Ratzinger irgendein Decken oder Vertuschen zu unterstellen."
Auf eine Rückmeldung des Papstes selbst dazu wird man wohl nicht lange warten müssen, schließlich ist er für seine deutlichen Aussprachen und klar adressierten Meinungen im Bezug auf Missbrauchsskandale bekannt.

Und auch ein anderer Stern macht wieder auf sich aufmerksam, oder besser ein Star. Ein Star der ebenso tot ist wie zwei Drittel der zuvor genannten und was Skandale um Medikamentensucht und Kindesmissbrauch angeht sicherlich auch mit dem erstgenannten mithalten kann. Ganz soviel Geld wie die Legionäre wird Mr. Jackson zwar nicht erwirtschaftet haben - das Vermögen der Legionäre wird auf 250 Mrd Dollar geschätzt - dafür, hat er im Gegensatz zu besagtem Geistlichen seine Anhängerschaft auch nicht verloren. Diese ist auch zehn Monate nach seinem Tod noch immer schrecklich ergriffen und nutzt seit mittlerweile ebenfalls zehn Monaten das Denkmal des Orlando di Lasso in München als Altar zum Gedenken an den Toten. Also an Jackson, Di Lasso ist zwar ebenfalls tot aber bei ihm sind es mittlerweile an die 5000 Monate und die Trauer hält sich in den letzten Tagen in Grenzen.
Bei den meisten jedenfalls, einige Bürger Münchens sind über das umfunktionierte Denkmal gar nicht erfreut, stoßen Bilder des Sängers um, verstreuen Vogelfutter auf der Gedenkstätte.
Ein Glück, dass das Denkmal nur eine Zwischenlösung ist, solange nämlich, bis die geplante Statue für den Sänger erreichtet wird. In München. So wünschen es sich die Fans jedenfalls.
Moment mal.
Eine Statue, für einen US Sänger in München? Nur weil es dort einige Fans des Mannes gibt und dieser dort Konzerte gegeben hat? Wenn das ein Grund für eine Statue ist, wird es bald eng in jeder deutschen Stadt mit einer Konzerthalle, schließlich hat nicht nur Jackson seine Fans und wenn man jetzt so kleinlich sein will und behauptet auch andere Künstler sollten gefälligst ableben bevor sie solche Ehren empfangen, sollte das doch kein Problem sein. Schließlich weiß ja jeder, wirklich anerkannt werden Künstler ohnehin nur Post Mortem.
Dem einen die Seligsprechung, dem anderen die Stelenerrichtung, beides scheint unter den gegebenen Umständen oder am gewünschten Ort nicht angemessen.

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