Mittwoch, 10. März 2010

Was mir unbegreiflich ist... #1

Was mir unbegreiflich ist, ist der Stolz.

Nicht irgendein Stolz, sondern eben diese Form besagter Gefühlsregung, die in meinen Augen vollkommen ungerechtfertigt ist.





Es ist mir unbegreiflich - und falls sich jemand findet, der mir mit dieser Frage weiterhelfen kann, ich bin auf Antworten gespannt - wie man Stolz darauf sein kann einer bestimmten, durch die Geburt bestimmten, Gruppe anzugehören.
Ob man jetzt mit dunklen Haaren und blauen Augen geboren wird hat soviel mit Stolz zutun, wie ein Goldfisch mit einem Tischtennisspiel.
Bleiben wir beim Tischtennis. 
Angenommen, ich gewönne jetzt ein grandioses Tischtennismatch - jeder der eben dieses Spiel, oder ist es ein Sport?, schon einmal gegen mich oder schlimmer noch, mit mir gespielt hat, wird sich jetzt etwas zu dieser Annahme durchringen müssen, aber das ist jetzt nicht der Punkt - das wäre etwas, auf das ich Stolz sein könnte.
Angenommen, ich hätte einen Verwandten in der Familie (Verwandte außerhalb der Familie sind ausgesprochen selten, dass muss ich zugeben.) der ein solches Tischtennismatch gewonnen hätte, könnte ich darauf Stolz sein?
Wohl kaum.
Die schlichte Tatsache, dass ich mit jemandem Verwandt bin oder jemanden kenne, ist keine besondere Leistung auf die es Stolz zu sein gilt, egal ob diese Person jetzt Forest Gump, Alexander der Große oder der Bürgermeister von Wanne-Eickel ist.
Und damit zurück zu Haar oder besser Hautfarben.
Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich begreifen will, wie jemand so stolz auf den evolutionären Zufall seiner Hautfarbe sein kann, dass er sich deshalb über Menschen stellt, denen dieser Zufall bzw. diese genetische Vorgeschichte nicht vergönnt war.
Ebenso unbegreiflich ist mir, wie man Stolz darauf sein kann, in einem bestimmten Land oder einer Stadt zu leben, schließlich ist es keine Leistung innerhalb der Grenzen eines Staates geboren zu sein oder innerhalb der gesellschaftlichen Stadtmauern einer bestimmten Stadt zu wohnen. Auch wenn dieser Staat jetzt einmal etwas unglaubliches geschafft hat, sagen wir, die Unabhängigkeit erreicht hat, einen wunderschönen Krieg gewonnen hat oder einfach nur ziemlich groß ist und mehr Nuklearwaffen als alle Nachbarstaaten hat, der Einzelne, hat davon wohl wenig erreicht um stolz zu sein. Abgesehen er hat an besagter Unabhängigkeit mitgewirkt, und dann ist es nicht der Stolz auf seinen Staat, sondern auf seine Handlungen in der Schaffung des aktuellen Staates.
Oder um es mit den Worten Schopenhauers zu sagen:
Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.

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