Montag, 14. Februar 2011

Das Wir gewinnt

Montag, Frühstückspause. Kollege A sagt zu Kollege B: "Wir haben euch ganz schön fertig gemacht am Wochenende." Es geht, wie könnte es anders sein, um Fußball.

Kollege A unterstützt ein Team aus dem Süden der Republik, Kollege B eines aus dem weiten Norden.
Beide Arbeiten allerdings im Osten, vom Heimatort des jeweiligen Teams der Wahl wenigstens 400km entfernt.
Trotzdem glaubt A sich so weit mit "seinem" Team identifizieren zu können, dass er vom "Wir" sprechen kann. ER hat beim Sieg geholfen.
ER hat es auch geschafft B zu besiegen - obwohl B ebenso wenig wie A auf dem Platz gestanden hat - indem er unterstellt - behaupten wir einmal es wäre gerechtfertigt unterstellt, wir gehen also davon aus, das zu einem Zeitpunkt vor dem hypothetischen Montag dieser Geschichte B schon einmal ähnliche Aussagen getroffen hat und seine Teamzugehörigkeit außer Frage steht -, dass B ebenfalls so solidarisch mit seinem Team umgeht und sogar die Niederlage mit seinem Team durchsteht.
Das ist natürlich nicht nur beim Fußball so, es gibt sicher auch Engländer die behaupten "Wir" - also sie - hätten Napoleon besiegt oder Amerikaner die sich darüber freuen, dass "Wir" - ebenfalls sie - die Nazis im zweiten Weltkrieg besiegt haben, obwohl sie sogar für Vietnam zu jung sind.
Und natürlich ist auch damit nicht Schluss, wenn man es genau nehmen will sind auch politische Aussagen nach einer Katastrophe wie die Tatsache, dass "wir" alle nach den Anschlägen in Madrid plötzlich Spanier waren, und sogar Kennedys berühmtes "Ich bin ein Berliner" (Was ja im übertragenen Sinne nur heißen soll "Wir alle hier sind Berliner, ich gehöre zu euch, ihr seid nicht allein") fällt mit in diese Gruppe.
Ich halte diese Solidarisierung durch Selbstverleugnung für unnötig.
Wenn man sich mit so einer Lüge seine Solidarität einreden muss, kann es damit nicht weit her sein.
Trotzdem haben wir - diesmal wirklich wir, die Gruppe umfasst nämlich alle, so ist jedenfalls die Behauptung an dieser Stelle - eben das alle schon getan. Aber das heißt ja nicht, dass man nicht in Zukunft darauf achten kann.
"Wir" kämpfen auch nicht in Afghanistan. Es gibt Menschen die dort kämpfen und womöglich haben wir die sogar dorthin geschickt - vorausgesetzt man nimmt an, dass die Bundeswehr dem deutschen Staat gehört und dieser aufgrund seiner demokratischen Natur seine Bundeswehr im Auftrag von "uns" dem Volk in den Kampf geschickt hat (Übrigens, wenn die Feuerwehr sich für uns gegen Feuer wehrt, wogegen wehrt sich dann die Bundeswehr?) - aber "Wir" kämpfen dort nicht.
"Wir" haben auch keinen Weltkrieg verloren, ich persönlich hab nicht mal an einem einzigen mitgemacht um überhaupt verlieren zu können.
Man könnte das ganze jetzt noch beliebig weiterführen, dass man aber auch anderen überlassen.

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