Dienstag, 8. März 2011

Trickbetrug

Wie zuvor schon bemerkt, ist es werbetechnisch total klasse, wenn etwas unter 200€ kostet, selbst wenn es nur ein Cent unter 200€ ist.
Aber es gibt noch ein paar Tricks um Verkäufe anzuregen.
Alle sind ebenso schlecht. 
Alle hat jeder von uns schon gesehen.
Natürlich geht es wieder um Bezeichnungen, Werbung ist Kommunikation und ist wie alle Kommunikation an Sprache gebunden.
Es ist eben die geschickte Verwendung von Worten, die vollkommen nichtssagend oder schlichtweg unbedeutend sind.
Nehmen wir zuerst einmal ein Beispiel den Designer Bürostuhl mit der ungemein kreativen Benennung "9767".
Abgesehen davon, dass der Name sogar noch unkreativer als der Werbeversuch ist: Es ist ein Stuhl. 
Ein Stuhl zum sitzen. Ein Stuhl mit Rollen. Ein Stuhl zum drehen.
Der Versuch den Stuhl hier eindrucksvoller erscheinen zu lassen als er ist? 
Das kleine Wort Designer. 
Gut, das Wort ist nicht so klein wie viele andere Worte, aber darum geht es nicht.
Es geht darum, dass sogar der Bürostuhl Rickard - ebenfalls ein total bescheuerter Name, aber immerhin ist es ein Name - dessen Preis mit weniger als der Hälfte dessen von 9767 zu Buche schlägt von irgendwem entworfen - sprich designed - worden ist.
Design ist keine qualitative Eigenschaft eines Produktes, es ist einfach nötig um ein Produkt zu haben. Sogar der klassische Butterkeks - der allgemein deutlich besser schmeckt als Büromöbel - wird einen Designprozess durchlaufen haben, nicht zufällig entstanden sein.
Tropfsteinhöhlen haben kein Design - solange man nicht von der schöpfungstheoretischen Lehre des "Intelligent Design" ausgeht, aber so einen Blödsinn machen wir ja nicht - haben allerdings auch keinen Preis und keine Rollen.
Man könnte jetzt argumentieren, dass die "Designer"-Waren von namhaften, wichtigen und überaus talentierten Designern - ich beginne dieses Wort zu verabscheuen - entworfen wurden.
Das will ich auch nicht bestreiten, die Sache ist nur die, ich kenne keinen dieser Designer von dem ich sagen würde "Der ist total toll, von dem muss ich unbedingt mehr haben!". Ich kenne Autoren bei denen das so ist - nicht persönlich, leider - oder Musiker, sogar Künstler. 
Nur Designer eben nicht. 
Vielleicht bin ich nur ignorant, aber wenn ich einen Gebrauchsgegenstand kaufe, will ich den gebrauchen und nicht ins Regal stellen weil der so unglaublich toll entworfen ist.
Und Design ist nicht alles.
Limited Edition.
Das haben wir alle schon gelesen oder gehört und man kann sich schwer dagegen wehren, den so bezeichneten Gegenstand für etwas besonderes zu halten.
Mitunter ist er das sogar.
Trotzdem ist der Begriff kümmerlich Ausdrucksschwach.
Sogar der VW Käfer - der auch irgendwann mal designed worden ist - mit seinen über 21 Millionen gebauten Exemplaren ist eine Limited Edition. 
Die Anzahl der Käfer ist limitiert.
Und zwar genau auf 21.529.464 hergestellte Fahrzeuge dieses Typs.
Mehr sagt der Begriff nicht, nur, dass es eine bestimmte Zahl von etwas gibt - oder geben wird - und danach eben nicht noch mehr.
Das trifft auf jedes - wirklich jedes - Produkt zu.
Und auch auf Tropfsteinhöhlen
Das übrigens limitierte Designerware nicht zwangsläufig besser oder schöner ist als andere, versteht sich von selbst. 
Sie ist allerdings zwangsläufig teurer.

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