Samstag, 2. Februar 2008

Säge, Tupfer, Notizblock...




Ein hell erleuchteter Raum. Sterile Instrumente. Im Hintergrund spielt Bolero. Ein viertel Dutzend Menschen in schickem Einheitsgrau, darunter unser geliebter Überwachungsminister und ein unterbezahlter Stenograf.

Seit die Wissenschaft nach Jahren der Forschung endlich eine Möglichkeit gefunden hat dem Menschen seine Gedanken direkt von der Hirnrinde abzulesen, sieht man dieses Bild immer häufiger in Deutschland. Seien die Geöffneten nun Verkehrssünder, Kinderschänder oder die Hintermänner der Terroristen, die in einer von unmenschlicher Brutalität gezeichneten Aktion den Flughafen Legoland Günzburg besetzt haben und 478 Plastikseelen in einer Darstellung menschlicher Abgründe ausgelöscht haben.

Der Beamte, der das Verhör durchführt, beginnt fröhlich pfeifend die Stirn des Mannes aufzusägen, der im Licht der OP-Leuchten sitzt. Der anwesende Rollstuhlminister sieht in den Schädel und gibt dem Stenografen ein Zeichen sich bereit zu machen, woraufhin der sägenschwingende Beamte das Schneidwerkzeug beiseite legt und beginnt zu diktieren.

Nun wollen wir einmal das Opfer dieser hochgradig modernen Verhörmethode beleuchten. Kurz bevor der oben beschriebene, gigantische Schritt der wissenschaftlichen Künste erreicht wurde, gab es für die Menschheit plötzlich die Möglichkeit Tote, genauer gesagt Mumien oder anders konservierte Leichen, wieder zu beleben und somit die Wunder der Vergangenheit aus erster Hand zu erleben. Unser Freund im Licht der Lampen ist einer davon.

"Name: Jesus"

"Alter: 33"

"Beruf: Messias"

"Religion: Judentum"

"Terroristischer Werdegang: Aufruhr gegen die römischen Herrscher, Missachtung geltender Sitten und Bräuche zwecks der Hilfe der Bedürftigen"

"Wohnort: Chemnitz"

Der rollende Meister der unbemerkten Unterdrückung des Volkes nickt und gibt die Anweisung, dem Mann seine Schädeldecke zu geben und ihn gehen zu lassen. "Den kenn' ich irgendwoher... der ist harmlos." Der Beamte tippt ihm auf die Schulter und bemerkt  unterwürfig: "Chef, der Mann ist tot... schon zum zweiten Mal".

Der Herr Minister rollt aus dem Raum und gibt Anweisung, sowohl das Protokoll der Befragung als auch das Opfer selbst zu verbrennen. Man will ja keine Spuren hinterlassen.

Pech für Herrn Jesus: Das Verfahren steckt noch in den Kinderschuhen. Mehr als 90% der Untersuchungen haben ein letales Ende. Allerdings gibt die Statistik dem Unternehmen Recht: Bisher wurde niemand gefunden, der nach der Untersuchung noch in der Lage war, einen Anschlag auf Leib und Leben der drei Milliarden Bundesbürger zwischen Rhein und Pazifik zu verüben.







Twenty Eighty-Four


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen