Freitag, 28. März 2008

Nachts im Teletubbyland...

Wenn das Sandmännchen schlafen gegangen ist und die Teletubbys noch auf ihre lachende Sonne warten, wird der Sendeplatz des Kinderkanals von seltsamen Gestalten bevölkert.



Ich rede nicht von den Moderatoren des Kindersenders sondern den spirituellen Seelenhelfern des Kanal Telemedial. In den Genuss diesen Sender auf diesem Sendeplatz zu empfangen kommen nur Fernsehzuschauer, die zuvor genannte Kanäle im analogen Satellitenfernsehen empfangen.

Bevor wir weitermachen, etwas Geschichte:

Dezember 2007: Der geniale Geist und Millionär Thomas Hornauer schafft es wieder, eine Sendelizenz zum betreiben des oben genannten Senders zu erhalten. Diese wurde ihm für sein erstes Fernsehprojekt (von seinen "Filmen" wollen wir nicht reden), einem "Beratungssender" - aufgebaut auf dem von Hornauer gekauften Sender B.TV - auf dem Hellseher, Wahrsager und Kartenleger die Anrufer berieten, entzogen, nachdem Hornauer Verbindungen zum "Stamm der Likatier" nachgesagt wurden und zudem ein anonym zugestelltes Porno-Video die SPD Landtagsfraktion Baden-Wüttembergs erreichte, auf dem Herr Hornauer als Kameramann für einen der zuvor genannten Filme tätig war. Hatte ich erwähnt wie der Mann Millionär geworden ist? Da ist die Antwort. Wir sprechen von einem Ex-Pornoproduzenten der zuvor mit 0190-Hotlines reich geworden ist.

Genug Geschichte, weiter im Programm.

Was bietet also dieser Seelsorgesender? Für Herrn Hornauer  bietet dieser ein Geschäftmodell. Erfolgreich oder nicht, sei mal dahin gestellt. Nach eigenen Angaben hat Herr H. mit seinem Fernsehprojekt bereits 5 Millionen Euro verloren. Für die "Telemedialfreunde" - Hornauers Bezeichnung für seine Zuschauer - bietet der Sender Hilfe bei weltbewegenden Fragen.  Die Tatsache, dass das Geld (1,99€/Minute aus Deutschland) für die Anrufe den sozial Schwachen, die möglicherweise diese Hilfe brauchen, sicher nicht zugeflogen kommt, scheint Herrn H. nicht zu interessieren.


Hornauer selbst sagt, er sei kein Seelsorger sondern stelle nur seine Lebenserfahrung zur Verfügung. Fraglich ob man bei diesem Lebenslauf wirklich spirituelle Hilfe dieser Person in Anspruch nehmen will.


Aber damit nicht genug: Kanal Telemedial hat sein eigenes Merchandising-Paket. So erfand der Programmchef - der mich persönlich mehr an den Führer einer Kollektiv-Suizid-Ufo-Sekte als an einen Geschäftsmann erinnert - die Telemedialzeit (Was genau das ist, ist mir leider noch nicht klar. Genauere Informationen dazu sind leider auch nicht zu finden. Vielleicht muss man Mitglied sein.) und die Deutsch Mark. Nein, nicht den Eurovorgänger in Deutschland, sondern eine freiwillige Währung, die geplanterweise langsam aber sicher die Senderegion der Telemedialfreunde besetzen soll und als Symbol für qualitativen Handel stehen soll. Zu seinen Erfindungen gehören nach eigenen Angaben auch die Erotikclips, die des Nachts beispielsweise die Zuschauer eines deutschen Sportsenders erfreuen. Aber Herr Hornauer ist nicht nachtragend und er braucht das Geld nicht. Also ist es ihm egal, dass ihm seine Idee gestohlen wurde. Das erklärt die horrenden Anrufpreise (ein "Energieausgleich" kostet 30€ pro Anruf), die natürlich günstig sind, wenn man Herrn Hornauer glauben darf, denn: 1,99 € pro Minute, für 120€ mit ihm reden. Sonst liegt sein Stundensatz bei 2000€, wenn man mit ihm reden will (Wobei er vergaß zu erläutern, welchen guten Grund es sonst gäbe ihn anzurufen, wenn nicht potentielles Seelenheil).


Das Problem ist, dass Ausbeutung auf freiwilliger Basis (niemand wird gezwungen anzurufen) nicht strafbar ist. Solang Menschen verzweifelt genug sind, sich auf diese Weise Hilfe zu suchen, wird er weiter trommelnd in die Kamera grinsen. Wenn er schon sonst keine besonderen Talente hat, so besitzt Herr Hornauer doch die unglaubliche Fähigkeit, Menschen gegen ihren Willen am Telefon zu halten. So kann man sicher auch reich werden. Dass so wenig Kritik in den Anrufen zu finden ist, liegt wohl daran, dass die Spreu vom Weizen vor dem Anruf in die Sendung, im Callcenter getrennt wird. Um Missbrauch zu vermeiden. Vielleicht sind Kritiker auch einfach zu geizig, um anzurufen.

Auf dass er weiterhin die telemediale Lebensschule verbreiten möge.

Ähnlich sieht man es übrigens bei der Süddeutschen Zeitung. Auf den Artikel wurden die Zuschauer vom Teleguru selbst hingewiesen. Fast ein wenig Ironisch

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