Mittwoch, 20. April 2011

The rest ist silence

Weiter gehts.
Sprache ist Wissen. Sprache ist nicht zu übersetzen. Widmen wir uns zuerst einmal dem zweiten dieser Punkte.

Um auf das Beispiel mit der Geschichte zurück zu kommen, nicht nur sind es zwei verschiedene Geschichten die erzählt werden, nein es nicht auch - wenn die beiden sie sich gegenseitig erzählten - zwei Geschichten die Verstanden werden.
Selbst wenn wir uns an die mäßige Definition von Sprache als Sammlung von Begriffen halten, wird trotzdem jeder Begriff von jedem anders aufgenommen. Um weiterhin beim roten Auto zu bleiben, dies mag für den einen der typische - praktisch schon klischeehafte - Ferrari sein, für den anderen aber ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr. Selbst an dieser Stelle - die noch weit, weit ab ist von der tatsächlichen Komplexität der Sache - ist die Konnotation so bedeutend, dass eindeutige Kommunikation sehr sehr schwer wird.
Jede Erfahrung, jeder Umstand der mit einem Begriff verbunden ist, ändert sowohl das was wir mit der Nutzung dieses Begriffes meinen, als auch was wir bei der Nutzung dieses Begriffes durch andere verstehen.
Wie sagt man so schön, ich bin nur für das Verantwortlich was ich sage, nicht für das was du verstehst.
Das ist nur begrenzt richtig.
Es braucht nicht viel um Missverständnisse zu fördern. Es braucht etwas mehr sie zu vermeiden. Die Verantwortlichkeit da auf den Empfänger der Nachricht abzuschieben, ist keine Lösung.
Nun aber erstmal zurück zum Wissen.
Sprache ist Wissen, das haben wir geklärt.
Wissen ist Macht, das ist allgemein bekannt und hingenommen
So drängt sich doch der Syllogismus Sprache ist Macht auf, zumal diese Folgerung ja ihre Richtigkeit hat.
Wer wichtig sein will wird gewichtige Worte wählen.
Wer gewichtige Worte wählt wird sofort als wissender oder wichtiger als jemand eingeschätzt, dessen Vokabular sich auf "ey" und verschiedenen angehängten Schimpfworten zusammensetzt.
Wer andere beeinflussen will - und das ist ja am ende die Basis und der Inhalt der Macht - wird dafür Worte wählen.
Der Syllogismus funktioniert aber nur in eine Richtung. Der Umkehrschluss, dass mit weniger gewählter Sprache sofort weniger Wissen oder Macht einhergeht, ist falsch.
Das ändert zwar nichts daran, dass gewählte Ausdrucksweise mehr Eindruck macht als ausgewählter Inhalt, muss aber trotzdem erwähnt werden.
Wenn wir dies also verbinden, lässt sich aus der Sprache - die für jeden einzelnen genauso individuell ist wie sein Fingerabdruck - viel erfahren. Sowohl aus dem was er von sich gibt als auch aus dem was er versteht - sofern dies ihm anzumerken ist.
Womit wir dann auch endlich beim Punkt wären, der diesen Doppeleintrag ausgelöst hat. Formulierungen.
Formulierungen sind bedeutend.
Wer falsch formuliert ist geneigt missverstanden zu werden.
Wer präzise genug formuliert wird mit seinen Aussagen so gut wie niemals falsch liegen - semantische Argumentationen kann man komplett ohne Argumente gewinnen.
Wer seine Formulierungen richtig wählt wird sich damit immer deutlich besser darstellen als jemand der dies nicht tut.
Und genau um den letzten Fall geht es.
Ein Satz reicht um sofort ein Selbstbild zu kreieren, dass - sollte es der Wahrheit entsprechen - von grenzenloser Ignoranz zeugt.
Nehmen wir einmal einen absolut nicht zufälligen Satz aus einem Artikel im Spiegel: "Die Nato steht zunehmend vor einem Dilemma: Gaddafi macht es ihr schwer, wirkungsvoll die Rebellen aus der Luft zu unterstützen."
Was sagt uns diese Formulierung?
Klingt da nicht die Anklage mit, dass der angesprochene Diktator doch gefälligst fair sein soll und doch bitte aufhören möge sich zu wehren?
Wenn der Mann nicht so stur wäre und die Luftangriffe einfach hinnehmen würde statt sich zu winden und zu versuchen seine Soldaten vor der Vernichtung aus der Luft zu bewahren, dann wär das alles viel besser.
Was soll man allerdings erwarten wenn der Oberkommandierende seine Worte auch nicht besser wählt.
Er spricht von unmoralischer Taktik.
Vielleicht sollte man ihm ein sehr viel besser formuliertes Buch nahelegen.
Jede Kriegsführung beruht auf Täuschung
So heißt es in der Kunst des Krieges von Sun Tzu.
Sich moralisch zu echauffieren weil ein Mann, der bereit sich Krieg gegen sein eigenes Volk zu führen, seine Kampfkraft nicht dadurch schwächt sich an die Regeln zu halten, ist lächerlich.

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