Dienstag, 10. Januar 2012

BIOlogisch GENial

Kaum nehmen ein paar brave Hühnchen ihre Pillen, schon ist die Panik wieder groß. Dabei sollte man, wenn man sich die Impfzahlen in Deutschland ansieht, froh sein, dass wenigstens die Tiere ihre Medizin nehmen. Aber es soll hier nicht um Grippeschutzimpfungen gehen, davon kann ich nichts sagen, ich habe keine.



Es geht vielmehr um die Tiere bzw die Folgen des neusten Lebensmittelskandals. Kaum geht es der Fleischindustrie - mal wieder - an den Kragen, schon sprießen die Vegetarier, die ihren Lebensstil advokieren, wie Pilze aus dem Gras. Oder vielleicht sprießen sie weniger sondern werden einfach nur sichtbarer weil sie das Gras um sich herum vertilgt haben.
Aber auch um die im Allgmeinen soll es nicht gehen. Sollen sie meckern und predigen, dass haben Religionen nunmal so an sich. Es geht um diese Extremform - die sich nicht auf Vegetarier beschränkt, die sind hier nur Mittel zum Zweck um einen aktuellen Bezug zu simulieren - die Bio-Food-Fanatiker.
Bioeier, Biokäse, Biogurken, Biosprossen. Nur bitte keinen Bio-Unterricht, oder wenn dann ohne sezieren.
Und wenn man mal kein Bio kriegen kann, dann ist eigentlich alles gut solange es nicht die furchtbaren gen-manipulierten Nahrungsmittel sind.
Das hat ja gar nicht solange gedauert bis wir beim Thema angekommen sind.
Gen-Nahrung ist böse weil... ja weil?
Weil die so schrecklich Krebserregend ist? Na vielleicht stimmt das sogar, allerdings ist heute alles so furchtbar Krebserregend, dass man sich nichtmal in einer Plastikblase vor der Umwelt verstecken kann weil dann der Weichmacher im Kunststoff mit dem Krebstod droht. Auch wenn es eine makabere Wahl ist, vielleicht lieber Krebstod nach Jahrzehnten als Verhungert nach zehn Tagen? Aber gut, verhungern droht hier lokal nicht so oft.

Weil die Gen-Nahrung das Ökosystem schädigt? Und wenn schon. Wenn es natürlich passiert, heißt es Evolution. Trotzdem ist es ja so, dass zur Zeit alles supi ist und so perfekt, dass jede Veränderung in der Umwelt etwas schlechtes sein muss. Aber ich schweife ab.

Nicht so wahnsinnig überzeugend, oder?

Gut, vielleicht klappt die Argumentation andersrum.

Bio-Produkte sind so unglaublich gut weil... ja weil?

Weil sie gesünder sind als die Alternativen? Ähhm.. ja.. EHEC irgendjemand? Das Natur nicht gesund sein muss wissen wir alle. Cholera im Trinkwasser ist so ziemlich das natürlichste was es gibt. Haben will das trotzdem niemand. Ein bisschen Behandlung oder Chemie darf es dann sogar beim Biogemüse sein.

Weil sie besser schmecken als die Alternativen? Nein. Bioprodukte allgemein schmecken nicht besser als Genprodukte allgemein - außer die Genprodukte sind soweit manipuliert worden, dass eine Tomate nach Salami schmeckt. In dem Fall kann nicht mehr von Allgemein geredet werden, aber dann gewinnen die Genprodukte haushoch. Bioprodukte haben nur den Ruf besser zu schmecken und der Rest ist ein Placebo-Effekt auf der Zunge. Selbst wenn man eine Banane nimmt die im Labor gewachsen ist und weder mit Genen behandelt wurde noch irgendwann mal den Rest der Natur zu Gesicht bekommen hat, diese in zwei Hälften schneidet und die eine Hälfte als Bio die andere als Genbanane bezeichnet, wird vielen Leuten die Biohälfte besser schmecken. So ist der Mensch nunmal.

Auch nicht so überzeugend.

Aber dafür kann man über Bionahrung wenigstens nichts schlechtes sagen, oder?

Nun außer das Bionahrung teuer ist, was seinen guten Grund hat. Durch den weitesgehenden Verzicht auf Pestizide und künstliche Düngemittel ist der Ertrag niedriger, durch die natürliche Natur der Pflanzen ist der Ertrag ebenfalls geringer und da das blöde Biozeug auch noch so natürlich ist, dass es seinen natürlichen Lebensraum braucht um zu wachsen ist auch noch die Möglichkeit Bionahrung anzubauen erheblich geringer was wiederum den Preis hochschraubt da einfach das Angebot nicht gegeben ist. Achso und weil die Früchte dieser Gewächse natürlich ebenfalls nicht behandelt sind, halten diese weniger lange frisch was es unmöglich macht diese weltweit zu transportieren. Noch ein Punkt für einen hohen Preis und ein Problem wenn es um die Ernährung abgelegener Gebiete geht oder um Gebiete in denen nicht besonders viel wächst.

Natürlich gibt es Studien die mathematisch sehr schön vorrechen, dass man auch mit biologisch angebauten Nahrungsmitteln die Welt komplett ernähren könnte. Studien helfen aber allgemein eher wenig.
Wenn ein Bauer in Kenia jetzt in der Lage ist Gengetreide anzubauen, weil das Getreide so behandelt wurde, dass es auch in dieser Klimatischen Region gedeihen kann, dann ist das gut. Es schafft nicht nur einkommen, es ernährt auch noch.
Wenn jetzt aber dieses Getreide aufgrund seiner Genetischen Veränderung nicht gekauft wird, dann ist Schluss mit dem Einkommen und daher auch Schluss mit dem Anbau von diesem Getreide. Was man nicht verkaufen kann, muss man auch nicht anbauen.
Außerdem könnte man argumentieren, dass man für den selben Ertrag mit Bioprodukten ein deutlich größeres Feld braucht im Vergleich zu einem Feld auf dem Genprodukte wachsen. Das ist kein Problem, wir können ja einfach ein bisschen Regenwald abholzen, dann haben wir Platz.
Na vielleicht verschwindet das Eis schnell genug, dass bald auf Grönland genug wächst. Muss man eben entscheiden ob man Eisbären oder irgendwelche Urwaldviecher retten will. Ich bin dafür wir retten die Biester, die besser schmecken.

Oder will jemand behaupten wir hier sollten das tolle Biogemüse essen, aber in der dritten Welt darf ruhig Genmais gekaut werden obwohl der so furchtbar schädlich ist? Nicht gut genug für uns, aber für die natürlich.
Nein, die Alternative ist wohl hier weniger wählerisch zu sein. Und wenn man dann noch weiter helfen will, könnte man ja das gesparte Geld einfach spenden.

Und was die Hähnchen vom Anfang angeht. Die Keime können so resistent sein wie sie wollen, beim garen sterben sie doch. Das ganze ist also viel weniger dramatisch wenn man das Huhn in den Flammen der Läuterung reinigt statt die Marinade von der rohen Hühnerbrust zu lecken. Schmeckt auch besser.

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